Kurze Stellungnahme gegen Studiengebühren

     Die Pläne, Studiengebühren an der Universität Hamburg sowie anderen Universitäten Deutschlands einzuführen, sind scharf zu verurteilen. Studiengebühren entspringen einem Zeitgeist, der immer weitere Bereiche der Vermarktung unterwirft. Dies ist ein ideologischer Hintergrund. Es ist ein Hintergrund, vor dem sich am Anfang des 21. Jahrhunderts auch viele andere falsche Entscheidungen abspielen, unter denen heute und morgen, hier und in anderen Ländern, Menschen Nachteile zu erleiden haben.
     Der Zugang zu Bildung muß für alle Bürger unseres Landes, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, offenstehen. Wenn dies nicht der Fall ist, werden die Potentiale junger Menschen weniger begüterter Herkunft ungenutzt gelassen. Es hätte zur Folge, daß im wesentlichen schon vorab durch den Geldbeutel feststünde, wer welche Ausbildung erlangen kann. Es darf nicht bewußtes oder unbewußtes Handeln des Staates sein, die Spaltung der Gesellschaft zu vergrößern und sozial Schwächeren den Aufstieg zu erschweren.
     Das Argument, jemand verdiene nach einem Studium auch mehr als ohne ein solches, zieht nicht. Hier ist die Akademikerarbeitslosigkeit zu bedenken, und zwar gerade bei kulturwissenschaftlichen Fächern. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß das Ziel der meisten Studenten gar nicht ist, einen Studienabschluß zum reinen Geldscheffeln zu verwenden. Es geht hier um das Verstehen der Welt um uns herum, die Herausbildung der Persönlichkeit und das Verwenden des Gelernten für soziale Zwecke. Mit dem obigen verfehlten Argument könnte man auch die Oberstufe des Gymnasiums (und sogar die letzte Zeit auf einer Realschule) Gebühren unterwerfen, denn Schulpflicht besteht zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Die Ansicht, der Mensch dürste nach Bildung nur oder vornehmlich dazu, um diese für ein lukratives Geschäftsleben auszuwerten, ist eine eklatante Fehleinschätzung, die nur Leuten entspringen kann, die aufgrund seelischer Verarmung selbst ihr Leben als eine finanzielle Kosten-Nutzen-Rechnung interpretieren.
     Was soll mit den Studiengebühren geschehen? Wir kommen zur Zeit auch ohne sie zurecht. Ein Teil fließt direkt in die Bürokratie, die zu ihrer Erhebung errichtet wird. Es muß statt dessen sinnvoller mit den vorhandenen Mitteln umgegangen werden oder an anderer Stelle gespart werden.
     Ich hätte möglicherweise auch nicht studieren können, wenn es zu meiner Zeit Studiengebühren gegeben hätte. Ich wende mich gegen diese Benachteiligung künftiger Studenten sowie ihre Folgen für die Entwicklung der Gesellschaft.

Zurück zur Startseite